Samstag, 27. Juni 2015

Verona verrò

Innsbruck - Brennerpass - Lago di Garda - Verona

Als Vespa GTS Fahrer wird man ja nicht unbedingt als Vespisti akzeptiert. Das ist wohl der Neid, weil wir schneller sind ;-)

Dennoch hab ich mich dazu entschlossen die 750 km ohne Autobahn nach Verona auf zwei Etappen aufzuteilen. War mir zu heikel, dass meinem ungeübten Sitzfleisch auf einmal anzutun.

Sowohl meine Übernachtung in Innsbruck, als auch in Verona habe ich mittels Couchsurfing schon ca. 2-3 Wochen vorher festgemacht. Danke an Theresa und Thomas, die meine erste CouchSurfing Erfahrung zum unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Ich gebe euch 5 von 5 Sternen und freue mich, wenn Ihr mal bei mir vorbeikommt ... auch wenn das ein wenig abseits der beliebten Weltmetropolen liegt.


Franco hat mir dann am Abend Verona gezeigt. Ich bin begeistert, was CouchSurfing ermöglicht. Zu den unterschiedlichen CouchSurfing Erlebnissen gehe ich aber auch am Ende der Reise nochmal ein.
Ich war vorher noch nie in Verona und da ich hier nicht noch einen Tag verbringe, habe ich mich auf Romeo und Julia konzentriert. 

Das hier ist er also, der berühmte Balkon, auf dem Julia von Ihrem Romeo angeschmachtet wurde.



Oder war es doch eher der hier? Mich überkommt gerade die Romantik. Ach, schmacht, wie ist das doch schön. 



Und jetzt, cut, die Realität. 
Kameraschwenk zum echten Balkon, dem Schild gegenüber, wo wohl Romeo gewohnt hat und wieder zurück auf das Crowd Sourcing Grafitti - lol.
Und übeigens, das kostet inzwischen Eintritt. Aber der Rest der Stadt lohnt sich sehr.





Franco war ein klasse Gastgeber und aufgrund seiner sehr guten Englisch Kenntnisse klappte auch die Verständigung. Wir haben zusammen Witze gemacht und gelacht. 
Und ab jetzt lege ich noch einen Schwierigkeitslevel zu. Ich habe gerade noch keine Ahnung wohin ich heute fahre und wo ich heute Abend unterkommen werde. bisher habe ich ja Vorlauf bei CouchSurfing gehabt und einen "Public Trip" eingestellt. Jetzt muss ich mir eine Stadt aussuchen und einen Host anschreiben ..... Suche, sehr kurzfristig, Host, für heute Abend! .... Ich bin gespannt ....

Während ich so meinen Host für heute suche und meinen Cafe schlürfe, wird der Barbesitzer neugierig. Ich frage ihn, ob er Englisch spricht, worauf er erwidert "Parlo solo Italiano" oder so ähnlich. Geht aber irgendwie trotzdem, mit Händen und Füßen. Sich mit Hilfe der Füße zu unterhalten, ist aber auch für Italiener neu :-)
Er wollte wissen, wohin ich denn fahre. Als ich antwortete: "Weiß noch nicht, lasse ich auf mich zukommen" veranlasste ihn das dazu, meine Route für die nachten 10 Tage auszuarbeiten und auf einem Zettel alles festzuhalten. 


Die gingt dann bis runter nach Santa Maria di Leuca und er brauchte auch noch die Rückseite. Am Hacken der Welt.
Zum Abschied drückt er mir noch eine Flasche Wasser in die Hand :-) und ich mach mich schon mal in Richtung Süden auf.... Mal sehen ...



Ich packe meine Koffer und nehme mit...

Morgen früh geht es los. Ich bin, zugegeben, etwas aufgeregt. 
Alles mal aufs Bett geworfen. Und das noch, das auch noch und das brauche ich unbedingt.



Zelt, Isomatte, Schlafsack, Linus' Schmusedecke in den Seesack und der Rest dann in zwei wasserfeste Reisetaschen ..... Äh - shit. Kameratasche, iPad, das schicke Hemd für Abends, weil ja der Italiener nicht in Shorts und mit freiem Oberkörper am Abend ausgeht. Und so geht das noch eine Weile weiter. Das passt nie und nimmer auf ne Vespa. 

Also dann eben die Alternative. Das, was ich morgen früh anziehe und das Notfallpaket "Beach". So wirds gemacht :-)








Donnerstag, 4. Juni 2015

Von Neustadt an der Waldnaab nach irgendwo in Bella Italia

Es war alles dabei, von heller Begeisterung bis zum absoluten Unverständnis. Mit der Vespa nach Italien? Alleine? Zwei Wochen? Wohin? Was, keine genaue Planung? Spinnst du?

Ja, im Sommer, alleine und ohne Tourenplanung. Das ist meine Devise für dieses kleine Abenteuer. Vor allem der letzte Punkt wird von allen Foren als ein "No Go" definiert. 

Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich das mache. Das Offensichtliche ist natürlich der Easy-Rider-Drang eines in die Jahre gekommenen Teenagers. Vespa statt Harley. Freiheit - Abenteuer - und eben L'Italia! Das nicht Offensichtliche? Raus aus den Zwängen , etwas einfach mal komplett anders machen, als es einem als "vernünftig" vorgegeben wird. Ich war überrascht, wie vielen kleineren und größeren Ängsten ich unterlegen war und noch bin und wie diese mich in meinem Handeln jeden Tag beschränken. 

Also genau darum geht es. Ängste überwinden, das Leben spüren, alles auf mich zukommen lassen. Nicht wissen, wo genau die Reise hingeht, nicht wissen, wem man begegnet, wo man Nachts schläft, welche Orte man sieht, mit wem man die Tage und Abende verbringt. So wie das Leben, das ist auch nicht planbar. Es passiert einfach.

Die etwas subtileren "Fragen", die ich mir so stelle sind aber auch, ob ich meine Vespa mit dem Gepäck einfach irgendwo stehen lassen kann, wenn ich mir das Innere einer Sehenswürdigkeit anschaue und ob morgens auch noch alles dran ist, wenn ich weiterfahren möchte. Tja. Das ist also für mich der ultimative Test um die Grenzen zwischen Naivität und ganz normalem Menschenvertrauen neu zu definieren.

Um Missverständnisse zu beseitigen. Ein klein wenig habe ich mich schon vorbereitet. Ich nehme Zelt, Isomatte und Schlafsack mit, um mehr Optionen für die Nacht zu haben. Wild Campen ist in Italien allerdings nicht erlaubt und wird auch mit recht hohen Geldbußen belegt. Man kann aber einfach fragen, ob man bei jemandem im Garten für eine Nacht sein Zelt aufschlagen darf. Auch wasserdichte Gepäcktaschen habe ich. Die Vespa bekommt auch noch einen Kundendienst vorher. Einen Ersatzreifen, wie mir ein Freund anriet, werde ich aber nicht mitnehmen. Das wäre ja so, als ob ich mir in Deutschland eine Flasche Chianti ins Gepäck packe um damit dann nach Italien zu fahren. Mit Couchsurfing bin ich nun auch vertraut. Profil ist angelegt und ein erstes Übernachtungsangebot ist schon eingegangen. Also Verona ist somit automatisch zum Bestandteil meiner Reise geworden. Darüber bekomme ich hoffentlich nicht nur eine Schlafgelegenheit, sondern vor allem auch die Möglichkeit, mehr über die jeweiligen Orte und Menschen zu erfahren.

Ende Juni 2015 geht es los. Stay tuned.